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Vom unheiligen Lebenswandel eines Heiligen

St. Briccius

St. Briccius (veraltet: St. Brictius), im 5. Jh. Bischof von Tours und Namenspatron der Kirche, machte vor allem durch seinen Hochmut und seinen liederlichen Lebensstil von sich Reden: Die christliche Demut seines Vorgängers, des hl. Martin, erschien ihm übertrieben – genüsslich verspottete er ihn als „Himmelsgaffer“. In der Folge hatte er während seiner 30-jährigen Amtszeit gegen zahlreiche Verleumdungen zu kämpfen. Man dichtete ihm sogar ein Kind an und bezichtigte ihn der Zauberei. Schlussendlich musste er Tours verlassen, um allerdings Jahre später erneut das Amt des Bischofs von Tours zu bekleiden. Warum man gerade in Huntlosen den heiligen Briccius, der als Patron der Richter gilt, zum Namenspatron auserkoren hat, ist nicht überliefert. Man vermutet jedoch, die Kirche sei am 13. November 1250 – dem Tag, an dem man das Fest des heiligen Briccius feiert – geweiht worden.

Eine Kirche als Bollwerk?

St. BricciusLeider ist die Baugeschichte der Huntloser Kirche nur bruchstückhaft dokumentiert, daher muss vieles Spekulation bleiben. So wird gemutmaßt, St. Briccius habe als so genannte „Wehrkirche“ zum Schutz der Bevölkerung vor feindlicher Bedrohung gedient. Dem Betrachter erscheint diese Theorie sofort plausibel, da das Gebäude über einen ungewöhnlich massiven Turm und erstaunlich kleine Fenster verfügt. Fundierte Belege für eine solche weltliche Verwendung fehlen jedoch.

Die Biographie eines betagten Bauwerks

St. Briccius ist eine schlichte Saalkirche mit gleichermaßen romanischen wie auch backsteingotischen Elementen. Vor der Fassade stehend fällt dem Geest-Kirchen-Kenner sofort die charakteristische Mischung von Feld- und Backsteinen ins Auge: Tatsächlich ging auch St. Briccius ein wahrscheinlich um 1120 vollendeter Vorgängerbau aus Granitquadern voraus. Man glaubt, für dieses Gebäude seien – wie auch bei St. Firminus in Dötlingen – die Findlinge jungsteinzeitlicher Großsteingräber genutzt worden. Aber auch für diese Spekulation fehlen schlagkräftige Beweise.
Um 1250 wurde das Gotteshaus geweiht, seit 1699 ist es in protestantischer Hand. Durch die Wirrungen des 30-jährigen Krieges in beklagenswerten Zustand geraten, wurde die Kirche wiederholt umfassenden Renovierungsarbeiten unterzogen. 1947 entfernte man (nicht ohne Protest) das Retabel und die Kanzel aus dem Inneren. Dafür erhielt St. Briccius zu Beginn der 1990er Jahre eine neue Turmspitze und neue Fenster.

Das Kreuz mit dem Kreuz

St. Briccius

Im Kircheninneren fasziniert vor allem das aus dem dritten Viertel des 15. Jh. stammende Triumphkreuz mit lebensgroßer, milde lächelnder Christusfigur. Ursprünglich an einer Turmwand befestigt, wechselte es im Lauf der Jahrhunderte wiederholt seinen Standort. Erst im Zuge der Renovierungsarbeiten in der Nachkriegszeit erhielt die Christusfigur ein neues Kreuz und wurde oberhalb des Altares positioniert. Nun wurden die Gläubigen jedoch beim Betrachten der Jesusgestalt durch das einfallende Licht des Altarfensters gestört. Um dieser Blendwirkung ein für allemal ein Ende zu bereiten, wurde das – vermutlich ohnehin nicht entstehungszeitliche – Altarfenster kurzerhand zugemauert.

Im Deckengewölbe oberhalb des Altars findet sich eine weitere, allerdings etwas rätselhaftere Christusdarstellung: Aus Jesu Mund wachsen hier eine Lilie und ein Schwert. Um 1500 entstanden, spekuliert man heute, mit dieser Szene habe man seinerzeit verkünden wollen, Jesu Worte seien rein wie eine Lilie und scharf wie ein Schwert.

Adresse:
Bahnhofstraße
26197 Großenkneten-Huntlosen
Öffnungszeiten: täglich geöffnet, Führungen nach Absprache mit Pastor Burkhart Bojack, Tel.: 04487-237
Anfahrt: A 29, Abfahrt „Wardenkrug“, K 242 Richtung Westerburg – Sannum – Huntlosen, innerhalb Huntlosens weiter auf K 242 bis die Bahnhofstraße kreuzt, links abbiegen in die Bahnhofstraße Öffentl. Verkehrsmittel (Fahrradmitnahme möglich): Nordwestbahn Wilhelmshaven/Oldenburg – Osnabrück, Bhf. Huntlosen (ca. 1000 m)
Parkmöglichkeit: in wenigen Metern Entfernung Gastronomie/Hotellerie: mehrere Möglichkeiten innerhalb Huntlosens

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